Kernstück dieses Teils der Arbeit bildet ein Cisco 2611XM Multiprotokollrouter, welcher mit der IOS Version 12.3(1a) IPv6-Unterstützung bietet. Der Router besitzt 2 Fast-Ethernet- sowie 4 serielle Interfaces und beherrscht sämtliche für die Tests benötigten Routing-Protokolle.
Für die ersten Schritte mit dem Cisco-Router wird ebenfalls ein Testnetz aufgebaut, welches im wesentlichen identisch ist mit dem Netz aus dem Linux-Versuch. Einzig der Linux-Router wird durch den Cisco 2611XM ersetzt und der dadurch frei gewordene Linux PC wird ebenfalls als Client eingesetzt (Abb. 5.1).
Zu Beginn muss sichergestellt werden, dass keine manuell konfigurierten IPv6-Adressen auf den Clients vorhanden sind und dass auf den Linux PCs kein Router Advertisement stattfindet (Zebra mit /etc/init.d/zebra stop beenden).
Zunächst wird der Router für die beiden Subnetze A und B für die Autokonfiguration vorbereitet. Dazu muss zunächst IPv6 Unicast Routing eingeschaltet werden, anschliessend wird auf beiden Fast-Ethernet-Interfaces die IPv6-Unterstützung eingeschaltet und IPv6-Adressen vergeben. Durch die Angabe des Präfix und des Schlüsselwortes eui-64 wird die Adresse automatisch aus der MAC-Adresse des Interfaces gebildet.
Danach wird der Präfix festgelegt, welcher auf dem entsprechenden Interface bekannt gemacht werden soll. Die Zeit zwischen zwei Router Advertisements wird auf 10 Sekunden reduziert, was für den praktischen Einsatz natürlich zu klein ist, für diese Versuchsreihe aber einen sinnvollen Wert darstellt, um die Wartezeiten klein zu halten.
Zum Schluss wird die Konfiguration gesichert. Zuvor sollte natürlich getestet werden, ob sie auch wunschgemäss arbeitet.
R5#configure terminal R5(config)#ipv6 unicast-routing R5(config)#interface f0/0 R5(config-if)#no shutdown R5(config-if)#ipv6 enable R5(config-if)#ipv6 address fec0::/64 eui-64 R5(config-if)#ipv6 nd prefix fec0::/64 R5(config-if)#ipv6 nd ra-interval 10 R5(config-if)#exit R5(config)#interface f0/1 R5(config-if)#no shutdown R5(config-if)#ipv6 enable R5(config-if)#ipv6 address fec1::/64 eui-64 R5(config-if)#ipv6 nd prefix fec1::/64 R5(config-if)#ipv6 nd ra-interval 10 R5(config-if)#exit R5(config)#exit R5#write
Damit ist der Router für Stateless Autoconfiguration vorbereitet und routet zwischen den Subnetzen A und B. Die komplette Konfiguration ist in Anhang C.2.1 aufgeführt.
No. Time Source Destination Protocol Info 1 0.000000 :: ff02::1:ff4e:5c8c ICMPv6 Neighbor solicitation 2 2.965056 fe80::20d:29ff:fe28:0 ff02::1 ICMPv6 Router advertisement 3 2.965664 :: ff02::1:ff4e:5c8c ICMPv6 Neighbor solicitation 4 5.296896 00:0d:29:28:00:00 00:0d:29:28:00:00 LOOP Loopback 5 8.712704 fe80::203:93ff:fe4e:5c8c ff02::2:6dc6:8261 ICMPv6 Multicast listener report 6 11.070432 fe80::20d:29ff:fe28:0 ff02::1 ICMPv6 Router advertisement 7 15.297472 00:0d:29:28:00:00 00:0d:29:28:00:00 LOOP Loopback 8 20.146336 :: ff02::16 ICMPv6 MLDv2 report 9 20.476384 :: ff02::1:ff87:17a5 ICMPv6 Neighbor solicitation 10 20.574240 fe80::20d:29ff:fe28:0 ff02::1 ICMPv6 Router advertisement 11 20.586336 :: ff02::16 ICMPv6 MLDv2 report 12 20.846400 :: ff02::1:ff52:2c30 ICMPv6 Neighbor solicitation 13 20.926400 :: ff02::1:ff87:17a5 ICMPv6 Neighbor solicitation 14 21.476384 fe80::201:2ff:fe87:17a5 ff02::2 ICMPv6 Router solicitation 15 23.575040 fe80::20d:29ff:fe28:0 ff02::1 ICMPv6 Router advertisement 16 25.297856 00:0d:29:28:00:00 00:0d:29:28:00:00 LOOP Loopback 17 31.460224 fe80::20d:29ff:fe28:0 ff02::1 ICMPv6 Router advertisement
Mac OS X sendet im Frame 1 ein Duplicate Address Detection-Paket an die eigene Multicast-Adresse, um zu schauen ob seine Link-Local-Adresse einmalig ist.
Das Router Advertisement in Frame 2 sendet der Cisco-Router. Diese periodischen Ankündigungen werden an die Multicast-Adresse für alle Knoten am Link Segment geschickt. Router Advertisements beinhalten neben Angaben zu Adresspräfix und Hop Limit noch verschiedene andere Informationen über die Dauer der Gültigkeit, etc.
Frame 3 ist identisch mit Frame 1, jedoch wird hier die Site-Local-Adresse des iBooks auf Vorhandensein im Netz überprüft. Beim nächsten Frame (4) überprüft der Router, ob sein Interface noch aktiv ist. Dies wiederholt er alle zehn Sekunden, zu sehen in den Frames 7 und 16. In Frame 5 meldet sich nochmals das iBook, um seine Teilnahme an Multicasts anzumelden. Frame 6 ist analog zum Frame 2 ein periodisches Router Advertisement.
Frame 8 und 11 enthalten je ein MLDv2 Paket (Genaueres zu MLDv2 im Abschnitt 4.2.2 Inbetriebnahme des Linux PC 1). In Frame 9, 12 und 13 sind vom Linux-Client ausgegebene Neighbor Solicitation Nachrichten. Der Client stellt wie schon vorher Mac OS sicher, das die IP-Adresse noch nicht existiert (Duplicate Address Detection). Gefolgt wird dieses Paket wiederum von einem Router Advertisement (Frame 10).
Da Linux die letzte Router Advertisement Nachricht (Frame 10) verpasst hat, sendet dieser PC eine Router Solicitation Nachricht, um einen allfälligen Router aufzufordern, ihm das Router Advertisement zu schicken. Dies geschieht mit Frame 15. Das letzte Paket ist wiederum ein reguläres Router Advertisement.